KRAFTFUTTER FÜR IHR WISSEN

A

Abrieb

Der Abrieb ist das Loslösen kleiner Teilchen aus der Oberfläche durch mechanische Beanspruchung, auch Verschleiß genannt.

Alterung
Die Alterung von Gummi ist ein Sammelbegriff für Eigenschafts-veränderungen, die über einen längeren Zeitraum ablaufen.
Dabei findet kein direktes mechanisches Eingreifen von Außen auf die Struktur des Materials statt.

Alterungsschutz
Antioxidantien, Ermüdungsschutzmittel und Ozonschutzmittel, die in die Mischung eingearbeitet werden.
Auch das Geringhalten von Schwefelanteilen zählt dazu.

Anguss
Bei Formen, bei denen der Gummi in die Nester eingespritzt wird, ist der Anguss der mitvulkanisierte Teil des Fließweges des Rohgummis.
Er besitzt in der Regel eine Kegelform am Hauptsteiger zur Einspritzdüse.
Kurz vor dem Nest wird die Angussform durch die Gegebenheiten bestimmt

(Kegel-, Fischschwanz-, Tunnel- und Filmanguss).

A.S.T.M.-Öle
(American Society for Testing Materials) Bezeichnet einen Katalog ausgewählter Öle, die zur Erprobung von Beständigkeiten herangezogen werden.

Autoklav
Eine Luft- und Dampfdicht verschließbare Kammer, in der Gummiprodukte unter Heißdampf vulkanisiert werden.
Dies gilt besonders für Produkte, die besonders lang oder voluminös sind. Schläuche werden noch mit einem Gewebe umwickelt, um unter Ausnutzung der Wärmeausdehnung der Gummimasse einen hohen Innendruck im Gummi zu erzeugen.

B

Beschleuniger
Zuschlagstoffe, die das vulkanisationsverhalten schneller machen.

Beständigkeit
Mit der Beständigkeit wird angegeben, in welchem Maße sich Stoffe gegen spezielle Einwirkungen über einen Zeitraum in ihrer Struktur unveränderlich zeigen.
Es gibt z.B. folgende Einflussnahmen: energiereiche Strahlen, Chemikalieneinwirkung, Wettereinwirkung, Lichteinwirkung, Organismen, Wärme, und thermische Oxidation (Alterung).

Bewehrung
Einlegeteile (Stahl, Kunststoff, Gewebe) zur Aufnahme von Zug- und Schubspannungen im Material.

C

Charge, Chargengröße
Eine Charge ist der Ausstoß eines einzelnen Mischvorganges.
Sie ist abhängig von der Größe (Volumen) des Mischers, bzw. der Walze bei Walzenmischungen.

CM Conventional Moulding
Bezeichnung für konventionelles, also einfaches Pressen von Gummiteilen in beheizten Pressformen.

D

Dämpfung
Abnahme von Schwingungsamplituden durch Energieverlust.

Druckverformungsrest
Bleibende Verformung nach einer längereinwirkenden Druckbelastung.
Hier gibt es die DIN 53 518, die eine solche Prüfung regeln kann, oft werden aber auch vom Kunden vorgeschriebene Prüfungen erbracht.

E

EchA
European Chemical Agency, die Europäische Chemikalienagentur mit Sitz in Helsinki. http://echa.europa.eu.
Sie gibt die geltenden Richtlinien für den Handel und Gebrauch von chemischen Stoffen in Europa heraus.
Siehe auch SVHC und REACh.

Elastomer
Elastomer, auch Weichgummi genant, ist ein aus Kautschuk und Vernetzungs-chemikalen bestehendes makromulekulares Gefüge, das durch Beigabe von Zuschlagstoffen seine jeweils spezifischen Werkstoffeigenschaften erhält.

EMP
Erstmusterprüfbericht. Bei Produktionsbeginn mit einer neuen oder geänderten Form erstelltes Prüfprotokoll.

Entgraten
Da formgepresste Gummiteile in der Regel an den Formtrennungen einen Grat aufweisen,
kann dieser, wenn unerwünscht, beseitigt werden.
Das geschieht entweder manuell, bzw. maschinell durch Beschneiden oder Schleifen, oder auch mit Strahlentgratung, bei der die Teile mittels flüssigem Stickstoff eingefroren werden um sie anschließend zu trommeln und/oder mit Strahlgut zu beaufschlagen.
Dabei bricht das dünne Häutchen des Grates ab.

Elastizität
Mit Elastizität meint man das Vermögen eines Stoffes, sich nach einwirken einer Spannung (Druck- oder Zug-) in den Ausgangszustand zurückzuverformen.
Im Idealfall gilt das Hook´sche Gesetz. Bei Gummi entstehen dabei jedoch Energieverluste,
die man als Dämpfung bezeichnen kann.

Extruder
Ein Extruder besteht im Wesentlichen aus einem Zylinder, in dem sich eine Förderschnecke dreht und somit Material, z.B. Gummirohmasse durch ein definiertes Mundstück presst. Die so gewonnenen Stränge können nun als Rohlinge abgelängt und gelagert, oder aber durch anschließende Vulkanisation in speziellen Anlagen, zum Beispiel einem Salzbad zu Endlosprofilen verarbeitet werden.

F

Farbe
Durch einmischen von Farbpigmenten in helle Mischungen können nahezu alle Farbtöne erzeugt werden.
Da bei hellen Mischungen jedoch der Ruß durch andere Stoffe ersetzt werden muss, ist die technologische Qualität des Gummis dadurch herabgesetzt.

Federkennlinie
Die Federkennlinie entsteht, wenn bei einem Druckversuch der Schreiber einer Anlage das Kraft-Weg-Diagramm zeichnet.
Da bei Gummi immer mit einer Dämpfung zu Rechnen ist, verläuft der Graph der Aufwärtsbewegung oberhalb des Abwärtsbewegungsgraphen.
Der Abstand beider Linien gibt Aufschluss über Dämpfung und Steifigkeit einer Gummifeder.

Flutrille
Als Flutrille bezeichnet man eine Nut, welche die Aufgabe hat, überschüssiges Material aus dem Bereich des Nestes kontrolliert herauszuführen.

Form
Die Form, oder auch Werkzeug genannt, ist ein Körper, in dem sich der Negativabdruck (Nest) eines Teiles befindet.
Dieser wird mit Rohgummi gefüllt, ähnlich eines Teiges beim Backen in einer Backform, und durch Wärmezufuhr in der Form ausvulkanisiert.

Es gibt sehr viele unterschiedliche Werkzeugtypen, je nach angewendetem Verfahren.
Die gängigsten Systeme sind das Press-Verfahren (einlegen eines Rohlings zwischen zwei Formhälften, CM genannt, und das Injektion-Verfahren (IM), bei dem der Gummi durch einen Anspritzkanal in die geschlossene Form eingespritzt wird.

Damit in den Gummi auch genügend Druck eingebracht wird um sich besser zu Vernetzten, werden die Formen unter großem Druck in einer Presse zusammengehalten.

Formtrennung
Die Formtrennung ist der Bereich, wo zwei oder mehrere Formbestandteile (Platten) aufeinandertreffen.
Hier zeichnet sich dann eine Linie auf dem fertigen Artikel teilweise mit kleinem Grat ab.

Formverschmutzung
Bei der Vulkanisation von Gummi entstehen Dämpfe und
Bestandteile lösen sich aus der Mischung und treten aus.
Diese setzten sich an der Oberfläche ab und bilden einen Belag.

Hauptsächlich dort, wo sich die eingeschlossene Luft sammelt, findet dieser Vorgang statt.
Daher ist es zweckmäßig, solche Orte konstruktiv zu vermeiden.

Eine verschmutzte Form wird manuell, chemisch oder mit Ultraschall gereinigt.

Führungsbolzen
Bestandteil eines Werkzeuges. Er gewährleistet die genaue Positionierung beider oder mehrerer Formhälften beim Schließvorgang.
Führungsbolzen sind Verschleißteile und müssen regelmäßig ausgetauscht werden.

Füllstoffe
Als aktive Füllstoffe bezeichnet man alle Zutaten einer Gummimischung, die Einfluss auf das Werkstoffverhalten eines Gummis nehmen (Ruß, Kieselsäure,…).
Es gibt auch die sogenannten inaktiven Füllstoffe, die nur zur Preisreduzierung dienen, aber technisch nichts verändern (Kreide, Kaolin, Schwerspat,…).

G

Gewebe
Gewebe wird als Bewehrung überall dort eingesetzt, wo man zwar gummiartiges Verhalten wünscht, aber die Dehnung so gering wie möglich halten will (Membranen, Schutzkleidung,…).

Glaspunkt
Die Temperatur, bei dem ein Gummi seine Elastizität durch einfrieren verliert, bezeichnet man als Glaspunkt.

Glührückstand
Umfasst die anorganischen Bestandteile einer Gummimischung bei einer Ascheprüfung. Quantitatives Kontrollverfahren.

Grat
Grat entsteht an den Formtrennlinien zwischen den Werkzeugplatten am Artikel.
Wird bei Bedarf entfernt.

Gummi
Das Gummi: Harze aus bestimmten an der Luft getrockneten Pflanzensäften wie z. B. Kirschgummi aus dem Saft von Kirschbäumen, analog Zitronengummi, oder Gummi Arabicum, aus dem Saft tropischer Akazien.
Wird als Klebe- und Bindemittel verwendet..

Der Gummi: Bezeichnung für vulkanisierten Natur- oder Synthesekautschuk.

Er wird unterschieden in Weichgummi, auch Elastomer genannt und Hartgummi, bekannt als Ebonit z.B. für Kämme.

Gummi-Metall Verbindung
Ein Gummiteil, dass mittels Haftvermittler mit einem Metallteil untrennbar zusammenvulkanisiert ist.
Die Metallteile bedürfen meistens einer Vorbehandlung (Sandstrahlen, Beizen), um sie mit den entsprechenden Primern und Haftmitteln zu versehen.

H

Hartgummi
Hartgummi, auch Ebonit (Goodyear jun. und Hankock 1851) genannt, entspringt einer Gummimischung mit einem sehr hohen Schwefelanteil und lässt sich sehr gut mechanisch bearbeiten, da es fast keine elastischen Eigenschaften aufweist.
Wird zum Beispiel für Kämme und Mundstücke von Tabakpfeifen eingesetzt.

Härte
Als Härte bezeichnet man den Widerstand eines Körpers gegen das Eindringen eines anderen Körpers.

Härteprüfung
Bei kautschukartigen Stoffen wird die Shore-Härte gemessen (DIN 53 505). Dabei wird in zwei Messbereiche unterschieden: Shore A und Shore D. Der Eindringkörper ist mit einem Kegelstumpf (A) oder einem Kegel (D) versehen.
Unter einer definierten Federspannung wird die Probe gegen diese Nadeln gedrückt und die Eindringtiefe auf der Skala von 1-100 Einheitenfrei abgelesen. Zur Prüfung von sehr weichem Gummi wird ein Kugeldruckgerät verwendet.
Auch hier wird die Eindringtiefe gemessen und ein korrelierender Zahlenwert abgelesen. Angegeben ist dann ein Gummihärtegrad IRH (internationaler Gummihärtegrad).

Härtebildner
Die Härte eines Gummis ist abhängig von der Einstellung des Grundpolymers (Herstellerseitig) und den Zuschlagstoffen wie Ruß, Kieselsäure, Ölen und sogenannten Weichmachern.
Das Verhältnis aller Stoffe zueinander muss dabei berücksichtigt werden.

I

Innenmischer
Bei einem Innenmischer findet der Mischprozess in einem abgeschlossenen Raum mit speziell ausgeformten Knetwerkzeugen statt. Im Gegensatz zur Walzenmischung.

IM, Injektion Moulding
Injektion Moulding bezeichnet ein Verfahren, bei dem Rohgummimasse mit einer Einspritzvorrichtung (Schnecke füllt Kolben, Kolben spritzt ein) in die geschlossenen Form gepresst, eingespritzt wird.
Die Masse gelangt dann über einen Anguss und mehreren Kanälen zum eigentlichen Nest.

ITM, Injektion Transfer Moulding
Beim Injektion Transfer Moulding wir die Gummimasse erst in eine Kammer, einen Zylinder gespritzt.
Diese Kammer wiederum besitzt auch einen Kolben. Dadurch, dass die Presse nicht gänzlich geschlossen ist, befindet sich in der Kammer ausreichend Platz für die Masse.
Wenn nun die Presse sich schließt, wird die Masse mit Wirkung des Kolbens durch kleine Angüsse in die einzelnen Nester gepresst und dort vulkanisiert.

IRH
Siehe Härteprüfung

J

K

Kaltkanal
Der Kaltkanal ist dann Bestandteil eines Injektion-Werkzeuges, wenn große Stückzahlen einen zu hohen Materialanteil für das Angusswesen darstellen.
Hier wird in einem Kaltkanalblock die Mischung zwischen Einspritzdüse und Nest möglichst bis kurz vor dem eigentlichen Nest noch kaltgehalten, Statt einer Anspritzdüse und einem Verteilersystem mit viel Material kommen hier viele Düsen mit kurzen Fließwegen zum Tragen.

Kaltvulkanisation
Bezeichnung für die Vulkanisation bei Raumtemperatur unter Verwendung spezieller Ultrabeschleuniger.

Kapazität
Siehe Nester

Kautschuk
Kautschuk sind in chemischen Sinne alle makromolekularen Stoffe, die bei Raumtemperatur amorph sind und eine niedrige Glastemperatur besitzen, weitmaschig vernetzbar sind und ein hohes reversibles Dehnungsvermögen aufweisen.
Hierbei spielt es keine Rolle, ob diese Eigenschaften durch Vulkanisation mit Schwefel, vergleichbaren Chemikalien oder durch physikalische Prozesse erreicht werden.

Im unvernetzten, also unvulkanisierten Zustand gilt Kautschuk als Thermoplast, obwohl durch seine Verknäuelung der Molekülketten bei Raumtemperatur schon ganz beachtliche elastische Eigenschaften vorhanden sind.
Steigt jedoch die Temperatur, wird unvulkanisierter Kautschuk immer weicher und verliert seine Elastizität.

Kautschuk dient in erster Linie der Produktion von Elastomeren.

Kalander
Ein Kalander ist eine Art Walzwerk mit mehreren, hinter- und übereinanderliegenden Walzen, die aus einem normalen, unebenen Walzenfell eine maßlich genau definierte, aufgewickelte Folie machen.

Kalanderware, Kalandrieren
Als Kalandrieren wird das gezielte Auswalzen eines Rohgummifelles auf eine bestimmte Dicke bezeichnet.
Siehe auch Kalander.

Karkasse
Als Karkasse bezeichnet man die Bewehrung eines Reifens.
Sie sorgt unter
anderem für die (Form-)Stabilität eines Reifens. Karkassen sind meistens aus einem Cordgewebe.
Es gibt aber auch welche aus Stahlgeflecht.

Kreide
Inaktiver Füllstoff

Kaschieren
Das Belegen von Rohgummibahnen mit Geflecht und Gewebe aller Art.

Kieselsäure
Aktiver Füllstoff. Ersetzt auch den Ruß, wenn eine helle (farbige) Mischung gefragt ist.

Kneter
Form des Innenmischens. Der Gummi wird durch Schaufeln, Paddeln oder gesondert geformten Walzen „geknetet“.

L

Labormischung
Im Labor hergestellte kleine Mischung. Dabei wird die Rezeptur im gleichen Verhältnis wie die spätere Produktionsmischung angewandt. Dient zur Erprobung von Eigenschaften vor Serienbeginn.
Manchmal auch zur Herstellung von Kleinstmengen, wenn wenige, kleine Produkte gefertigt werden sollen. Extrem teuer.

Latex
Aus Kautschukpflanzen durch Zapfen gewonnene Kautschukmilch. Es ist heute jedoch verbreitet, zu allen gelösten Kautschukemulsionen Latex zu sagen.
Verarbeitung von Latex zu Tauchartikeln, Schaumgummi, Gummifäden, Imprägniermittel und als Bindemittel.

Leitfähigkeit, elektrisch
Die Fähigkeit von Stoffen, elektrischen Strom durchzuleiten.
Bei Gummi ist es eine Frage der chemischen Zusammensetzung, ob er leitend oder isolierend wirkt.

Leitfähigkeit, thermisch
Gummi ist ein guter Wärmeisolator. Um diese Fähigkeit herabzusetzen, gebraucht man Metallpulver oder Ähnliches, das mit untergemischt wird.

M

Mastikation
Das gewaltsame Aufbrechen der Molekülketten zum Beispiel auf einem Walzwerk.

Mikrohärte
Verfahren zur Härteprüfung an besonders kleinen Flächen kleinerer Bauteile.

Mischen
Das Vermischen von allen Zutaten einer Rezeptur für eine bestimmte Gummisorte (Kautschuk, Weichmacher, Öle, Ruß, Schwefel, Kreide…)

Mischer
Anlage zum Mischen von Rohgummi. Siehe auch Kneter

Mischung
Als Mischung bezeichnet man die Rohgummimasse einer bestimmten Rezeptur analog eines bestimmten Kuchenteiges. Sie setzt sich aus verschiedenen Grundbausteinen zusammen: Polymer (Kautschuk), Ruß, Kreide, Öle, Schwefel und diverse Zuschlagstoffe. Jede Mischung hat ihre eigenen Fähigkeiten und Schwächen.
Diese Chemikaliengebundenen Fähigkeiten können sogar durch Verarbeitungsvarianten verändert werden.

Das bedeutet, dass eine Mischung aus dem gleichen Rezept nicht zwingend auch die gleichen Eigenschaften besitzt, wenn sie anders gemischt wurde (Mischart, Temperatur, Dauer).

Moosgummi
Durch Treibmittel hergestellte poröse Gummiartikel mit weitestgehend geschlossenen Poren.

Musterplatte
Eine zur Herstellung von Laborproben (z.B. Zugversuch, Alterung, Druckverformungsrest) angefertigte Gummiplatte (2 und 6 mm) aus einem zu beprobenden Material.

N

Nest
Bezeichnung für den Raum, in dem der Gummi formgebunden Vulkanisiert.

Nitrosamine
Stoffgruppe aus organischen Verbindungen, welche zu den Krebserregenden Substanzen zählen.
Frühere Rezepturen konnten Nitrosamine enthalten, heutige Mischungen sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, nitrosaminfrei.

O

Ozonschutz
Ozon in der Luft, oder Ozon das durch Hochspannung erzeugte hohe elektrische Feldstärken z.B. in Leuchtstoffröhren oder Zündkerzen entsteht, greift den Gummi an.
Es entstehen die gefürchteten Ozonrisse, die man durch Biegen der Teile leicht erkennen kann.

Ozonschutz
Um ein Bauteil vor der Einwirkung von Ozon zu schützen, kann man entweder in der Mischung chemisch wirkende Substanzen einbringen, die eine Reaktion von Ozon mit der Molekularstruktur erschweren,
oder physikalisch, mit Paraffin bzw. Mikrowachsen, die aus dem fertigen Produkt heraustreten und einen dünnen Schutzfilm bilden, welcher das Ozon von der Oberfläche abhält.

Ö

Öl
Öl wird in einer Mischungsrezeptur als Weichmacher und zur Verarbeitungshilfe eingesetzt.

Auf die fertigen Gummiprodukte jedoch sollte kein Öl oder aus Öl gewonnenes Destillat (Benzin, etc.) gelangen – es tauscht sich mit dem Öl der Mischung aus und führt zu ungewünschten Veränderungen der Eigenschaften und verursacht Quellung oder Schwindung.

Gummi kann chemisch ölbeständig eingestellt werden.

P

PAK
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Eine Krebserregende Stoffgruppe.
Frühere Gummimischungen konnten diese Substanzen bilden, heute sind diese Bildner jedoch geächtet (siehe REACh) und werden nicht mehr verarbeitet. Mit einer einzigen Ausnahme: Ruß.
Ruß ist ein Bildner von PAK, jedoch in einem derart geringen Maß, dass die Einarbeitung die Grenzwerte nicht überschreiten lässt.

Paraffin
In der Gummiindustrie findet Paraffin Verwendung als Ozonschutzmittel

Plastifizieren
Durch Plastifizieren verändert man die Viskosität einer Masse (z.B. Mischung) so, dass sie hinreichend fließfähig wird. Es gibt die Möglichkeit durch Zugabe von weichmachenden Substanzen, oder mechanisches Einbringen von thermischer Energie durch Extrudieren bzw. Kneten.

Peroxid
Verbindungen, die durch Zerfall in Radikale als Katalysatoren für die Polymerisation dienen.
Deshalb werden sie sind der Gummiindustrie als Vulkanisationsmittel als Alternative zum Schwefel angewendet.
Peroxide finden hauptsächlich Anwendung bei Ethylen-Propylen-Kautschuk (Z.B. EPDM).

Polymer
Polymer ist der Oberbegriff für Molekülketten, die sich in Ihrem Aufbau durch sich wiederholend aneinandergereihte Moleküle darstellen.
Natürliche Polymere sind unter anderem Stärke, Cellulose, aber auch das für die Gummiproduktion so wichtige Baumharz.
Polymere können auch künstlich, also synthetisch erzeugt werden.

Presse
Presse werden all jene Maschinen genannt, die durch aufbringen einer Kraft (mindestens) zwei Platten gegeneinander drücken.
Dies geschieht meistens durch Öl-Hydraulik, aber auch Wasserhydraulik, Kniehebel- und Schraubpressen finden seltener Anwendung.

Man unterscheidet zum Beispiel, ob eine Presse vertikal oder horizontal verpresst, oder es eine Injektionpresse mit angegliederter Spritzeinheit ist.

Q

Qualität
Durch verantwortungsbewusstes Handeln aller Abteilungen einer Firma erreichtes Ziel, einen Kundenwunsch zur vollen Zufriedenheit zu erfüllen. Um die Nachhaltigkeit gegenüber Kundschaft und somit auch für die eigene Firma zu erreichen, kann man Qualitätsmanagementsysteme wie z.B. die DIN ISO 9001 einführen.
Sie gewährleistet ein hohes Maß an Qualität innerhalb der gesamten Organisation.

Quellung
Bei Positiv-Quellung auftretendes Größerwerden eines Körpers. Ein Medium gelangt durch die Molekularstruktur ins Innere und Verändert das Gefüge dergestalt, dass die Molekülketten weiter auseinanderliegen.
Das passiert durch zusätzliche Einlagerung oder durch Austausch einiger größerer Moleküle.

Negativ-Quellung findet durch den Austausch von Molekühlen mit kleineren Molekülen statt. Dadurch können die Stränge der Ketten dichter aneinander liegen, der Körper wird kleiner.

R

REACh
REACh ist eine EU-Verordnung und bildet die Rechtsgrundlage für den Umgang mit Chemikalien (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals).

Reibung
Der Bewegung von Körpern entgegenwirkende Kraft, die an zwei sich berührenden Flächen auftritt.
Man unterscheidet Haftreibung, Gleitreibung und Rollreibung.
Für die meisten Gummiprodukte sind die Gleit und die Haftreibung von Bedeutung, da sie über den Verschleiß, bzw. ein „nicht-weg-Rutschen“ entscheiden.

Für die Reifenindustrie ist auch die Rollreibung wichtig.

Reißkante
Eine Kombination aus einer dünnen Haut und einer kleinen Nut im Bereich der Formtrennung.
Hier ist eine Sollbruchstelle, an der das beim Pressen aus der Form ausgetretene überschüssige Gummi kontrolliert abgerissen werden kann.

Siehe auch Grat.

Retarder
Das Gegenteil von Beschleunigern. Sie verhindern ein zu schnelles Reagieren der Mischung im Mischprozess und bei der Vulkanisation.

Reversion
Abnahme technischer Eigenschaften durch zu langes einwirken von Temperatur

Rezept
Genaue Aufstellung aller Ingredentien einer Mischung.

Rheometer, Rheometrie
Die Rheometrie stellt ein gängiges analyseverfahren zum Vulkanisationsverhalten von Mischungen dar.
Es gibt mehrere Rheometer-systeme, die alle eines gemein haben: zwischen zwei erhitzen Platten wird Gummirohmasse gepresst und ausvulkanisiert. Eine der Platten vollführt eine definierte periodische Hin- und Her- Drehbewegung um einen Nullpunkt. Durch fortschreitende Erwärmung der Masse wird diese erst Mastifiziert und geht dann in den vulkanisierten Zustand über. Dabei wird die Kraft gemessen, die zur Pendelbewegung gebraucht wird.
Die Kraft-Zeit Kurve gibt Aufschluss über das Reaktionsverhalten einer Mischung (Fließeigenschaften, Härte, Elastizität und Dauer einer Vulkanisation).

Rohling
Ein in Gewicht und Gestalt genau definierter Körper aus Rohgummimasse, der in die geöffnete Pressform bei konventioneller Fertigungsweise eingelegt wird.

Rückprallelastizität
Ein Pendel schwingt von einer Ausgangsstellung gegen eine Gummiprobe und prallt zurück.
Durch Dämpfung kommt es zu Energieverlusten und das Pendel erreicht nicht mehr ganz die Ausgangsposition.
Die Differenz ist ein Maß für die Elastizität.

Ruß
Ruß ist ein aktiver Füllstoff, der für die Mischung einen der Hauptbestandteile Darstellt.
Durch seine exzellenten Eigenschaften ist er so gut wie unverzichtbar.
Daran liegt es auch, dass Gummi (fast) immer schwarz ist.

S

Salzbad
Eine Form der drucklosen Vulkanisation. Ein Gummiartikel wird in heißes, flüssiges Salz getaucht und dort Vulkanisiert.
Die Drucklosigkeit führt anders als bei einer Formgebundenen Vulkanisation leider auch zu größeren Maßungenauigkeiten. Ein Salzbad ist in der Regel einem Extruder Nachgeschaltet und dient zur Produktion von Endlosschnüren, Profilen und Bändern.

Schaumgummi
Wird anders als Zellgummi, Schwammgummi und Moosgummi nicht mit Treibmitteln, sondern durch Aufschlagen von Latex zu Schaum erzeugt.

Schwammgummi
Poröse Gummiartikel durch Treibmittel im Gummi. Poren vollständig offen.

Schwefel
Wichtiger Bestandteil einer Mischung. Ist verantwortlich für die Vernetzung und somit auch für die Härte. Erst der Einsatz von Schwefel machte den Kautschuk vulkanisierbar. Schwefel bildet die Schwefelbrücken unter Zugabe von thermischer Energie, was zur Vernetzung der Molekühle führt.

Erst sehr viel später fand man andere Vernetzersysteme, so zum Beispiel das Peroxid.

Schwindung, Schwund

Maß zur besonderen Berücksichtigung beim Werkzeugbau für ein Gummiteil. Je nach Wärmeausdehnungskoeffizient muss eine maßliche Zugabe bedacht werden, da das Teil bei hoher Temperatur entsteht und später abkühlt, also und dabei kleiner wird. Bei Teilen, die getempert werden, wird ebenfalls noch mal ein Schrumpfen durch diffundieren von Bestandteilen erreicht.

Shore
Name für eine Härtemessmethode. Härteangaben in Shore A und D.

Siehe Härtemessung.

Spritzeinheit, Spritzkopf
Bei Spritzgießverfahren bestehend aus Fütterschnecke, Spritzkolben und Düse.

Die Rohgummimasse wird mit einem Endlosstreifen in den Trichter der Schnecke gesteckt. Diese fördert die Masse in den Zylinder, der, wenn er voll ist, die Masse mit Hochdruck in die Form Spritzt.

Spritzgießen
Verfahren, bei dem der Gummi in die geschlossene Form Eingespritzt wird.

Dazu besitzt die Presse extra eine Spritzeinheit.

Strainer
Stabiles Sieb, durch dass Mischung hindurchgefördert werden kann um grobe Bestandteile und Verunreinigungen herauszufiltern.

SVHC-Liste
(Substances of Very High Concern) Eine von der EACh erstellte Liste der zu vermeidenden chemischen Stoffe.

T

t-90 Zeit
Bei einer Rheometerkurve die Zeit, bei der der Graph 90% der erreichten Maximumkraft beschreibt. Man geht davon aus, das die Probe jetzt ausreichend ausvulkanisiert ist. Man kann nun Rückschlüsse auf das real zu produzierende Gummiteil erzielen.

Tauchen
Durch Eintauchen in eine Gummilösung gebildete Haut auf/in einer Form wird getrocknet und Vulkanisiert, danach von der Form abgezogen. Verfahren zum Herstellen meist dünnwandiger Produkte, wie etwa Handschuhe oder Präservative.

Tempern
Thermische Nachbehandlung von vulkanisierten Gummiteilen in einem Heizschrank um flüchtige Bestandteile aus der Mischung zu extrahieren.

Dieser Vorgang ist nicht bei jeder Gummisorte durchzuführen. Hier kommen vor allem hochsynthetische Werkstoffe zum tragen.

TM, Transfer Moulding

Die Gummirohmasse wird durch ein Kolben-Zylindersystem im oberen Teil einer Form beim zusammenpressen dieser durch einen oder mehrere Verbindungsangüsse in die Nester gepresst. Herstellung von angespritzten Gummiteilen in einer konventionellen Presse, ohne Spritzaggregat.

Treibmittel
Zuschlagstoffe, die bei der Vulkanisation reagieren und durch Gasbildung Bläschen verursachen.

Trennmittel
Mit Trennmitteln werden zwei Dinge bewirkt: Erstens das Nichtverkleben von Rohgummi auf dem Weg vom Produzenten zum Verbraucher (Besprühen oder Tauchen nach dem Walzen). Zweitens als Fertigungserleichterung um vulkanisierte Artikel leichter aus der Form herauszulösen.

Letztere sind nicht nur unproblematisch. Wird im Abnehmenden Werk des Kunden lackiert oder Lebensmittel verarbeitet, sind fast alle Mittel ausgeschlossen.

Die gängigsten Mittel sind Seife sowie Öle auf Silikonbasis.

U

UHF
Ultrahochfrequenz. Vulkanisationsmethode die durch hochfrequente Magnetfelder bestimmte Teile der Mischung zum Schwingen veranlassen und dadurch Wärme erzeugen. Ist eine Alternative zum Salzbadverfahren beim Extrudieren von Schläuchen und Profilen. Der Vorteil: Gleichmäßigere Erwärmung der Masse.

UV Schutz
UV-Absorber sind Chemikalien. Sie Schützen vor dem schädlichen UV-Anteil des Sonnenlichtes oder des Kunstlichtes. Dabei überführen sie die aggressiven Strahlen in energieärmere Strahlen und verzögern damit Vergilben, Verspröden usw.

V

Vakuum
Mit Vakuum, dass in einer Form angelegt ist, kann man Lufteinschlüssen und Verschmutzung vorbeugen, die bei Verdrängung von Luft entstehen. Vakuum kann als Ringkanal um ein Nest herum gelegt werden, oder aber die Ganze Form befindet sich in einer Vakuumkammer.

Vulkanisation
Vorgang des Zusammenschließens (Brückenbildung) der Molekülketten des Kautschuks. Umwandlung eines Thermoplasts in ein Elastomer. Bei Kaltvulkanisation durch Ultrabeschleuniger, bei thermischer Vulkanisation durch Aufheizen der Mischung bis zur Brückenbildung.

Vernetzung
Siehe Vulkanisation

W

Wachs
Bestandteil einer Mischung, Macht sie unter Temperatureinfluss fließfähiger, was die Verarbeitung bei Spritzgießverfahren erleichtert. Dient auch zum Ozonschutz.

Walzwerk
Maschine, in der zwei gegenläufige (gekühlte) Walzen Gummimischung zwischen sich durchkneten, Mastifizieren.

Wird zur Mischungsherstellung oder aber zur weiteren Aufarbeitung zum Fell benutzt.

Weichgummi
Andere Bezeichnung für Elastomer, nicht zu verwechseln mit besonders weichem Gummi!

Weichmacher
Stoffe, die aufgrund ihrer chemischen Reaktion ein Herabsetzen der Gesamthärte eines Körpers zur Folge haben.

Weiterreißversuch
Versuchsaufbau, bei dem ein Körper durch einen Schlitz beschädigt wird um anschließend zu messen wie groß die erforderliche Kraft für ein weiterreißen des Schlitzes ist. Man gewinnt Auskunft über den inneren Zusammenhalt einer Mischung.

Werknorm
Eine vom Kunden erlassene (Fertigungs-)Vorschrift

Werkzeug
Siehe Form

X

Y

Z

Zellgummi
Poröse Gummiartikel durch Treibmittel im Gummi. Poren vollständig geschlossen.

Zugfestigkeit
Eine durch den Zugversuch festgestellte Größe. Ein Probenkörper mit definiertem Querschnitt wird eingespannt und die Kraft pro Quadratmillimeter gemessen (Zugspannung), die nötig ist, die Probe zu Zerreißen. So kann man feststellen, ob ein Körper eine Belastung standhält.

Zugversuch
Ein definierter Probenkörper wird in einer Apparatur eingespannt und auf Zugspannung gebracht bis er reißt. Die daraus gewonnen Werte wie Bruchdehnung, maximale Zugspannung, oder den Modul helfen bei der Entwicklung von Mischungen und Bauteilen.

Hinweis: Für die Richtigkeit der Werte und Inhalte ist jegliche Gewährleistung ausgeschlossen